Deutschland vor der Zerreißprobe
Am Tag X, dem 20. Juni 1948 trat die Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen in Kraft. Vorausgegangen war das sogenannte „Konklave von Rothwesten“. Dies fand vom 21. April bis 8. Juni 1948 in einer ehemaligen Kaserne in Rothwesten im Fuldatal streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit statt.
Am 21. Juni hielt jeder Deutsche sein sogenanntes „Kopfgeld“ in Höhe von 40 D-Mark in den Händen. Gedruckt wurde das neue Geld in den USA und in 22.895 Holzkisten verpackt, getarnt mit den Aufdrucken „Bird Dog“ und „Doorknob“ . Für diese Geheimoperation war General Lucius D. Clay verantwortlich, Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone. Die Geheimhaltung war notwendig geworden, da die Sowjets sich gegen eine westdeutsche Währungsreform ausgesprochen hatten. Sein Name steht auf jeder einzelnen Holzkiste
Die in Bremerhaven ausgeladenen Geldkisten mit einem Gesamtgewicht von 1035 Tonnen wurden mit Sonderzügen und 800 Lastwagen nach Frankfurt zur „Bank Deutscher Länder“ transportiert, der späteren Deutschen Bundesbank.
Das das neue Geld letztlich“ Deutsche Mark“ hieß, war eher einem Arbeitstitel des amerikanischen Bankfachmannes Tenenbaum zu verdanken. Vorab waren im Gespräch für die neue Währung „Mark, Taler, Batzen, Neumark, Goldmark, Schilling, Warenmark, Kaufmark, Banko-Mark, Gulden, Westmark, Arbeitsmark und Handelsmark“. Letztlich setzte sich die „Deutsche Mark“ durch und war für 53 Jahre der „Deutschen liebstes Kind“.
Von der im Museum ausgestellten Geldkiste sind noch wenige Exemplare erhalten. So steht eine Kiste im Haus der Geschichte in Bonn und zwei weitere im Museum Währungsreform 1948 e.V. in Rothwesten. Wie ich erfuhr, konnten die damaligen Mitarbeiter der Bank Deutscher Länder gegen kleines Geld Kisten zum Verfeuern mit nach Hause nehmen. Die im Museum zu bestaunende Kiste hat „überlebt“, weil sie als Transport- und Aufbewahrungskiste für Glas und Porzellan diente. Entsprechende Vermerke sind noch heute zu lesen.
© Foto und Text: Geldgeschichtlicher Verein Niederrhein e.V. – Norbert Müller