Der venezianische Weltreisende Marco Polo lebte über 20 Jahre in China. Davon viele Jahre am Kaiserpalast in Peking. Als er über die Seidenstraße zurück nach Europa kam berichtete er von „fliegendem Geld“ und davon, dass der große Kublai Khan durch die Ausgabe von Papiergeld reicher sei als jeder andere Herrscher auf der Welt. Wie kam der Name „fliegendes Geld“ zustande? Nachdem Münzgeld zu schwer und damit unhandlich geworden war, konnten Kaufleute in der Hauptstadt Bargeld deponieren und erhielten papierene Bestätigungen, die sie andernorts wieder einlösen konnten.
Die Europäer glaubten Marco Polo nicht und hielten an ihrem Münzgeld fest. Beim Boxeraufstand 1890 stürmten europäische Soldaten den Kaiserpalast und zerstörten eine Statue. Im Sockel fanden sie 100 Banknoten aus der Ming-Dynastie. Im Museum ist eine dieser ältesten Geldscheine der Welt zu bestaunen. Es handelt sich um eine 1000-Käsch-Note aus dem Jahr 1368. Da es damals wie auch heute auch Analphabeten gab und gibt hatte man in der Mitte des Geldscheines ein sogenanntes Piktogramm gedruckt. Dargestellt sind 10 Geldrollen mit jeweils 10 Münzen zu je 10 Käsch. Somit 1000 Käsch oder 1 Kuan. Die Banknote blieb über 100 Jahre im Umlauf.
Der Text auf dem Schein lautet: „Für dem Umlauf gültiges Papiergeld. Im ganzen Reich für gültig“. Außerdem: „Wer Banknoten fälscht oder gefälschte in Umlauf bringt, wird enthauptet. Wer einen Fälscher anzeigt und verhaftet erhält 250 Taels Silber zur Belohnung sowie das gesamte Vermögen des Verbrechers“.
Die Echtheit der Banknote wurde durch zwei Stempel in hellroter Farbe auf der Rückseite bestätigt.
Der obere Stempel war ein Staatspapiersiegel; der untere das Siegel des Amtes des Oberaufsehers.
Im Prinzip ein heute gängiges 4-Augen-Prinzip; nur aus dem Jahre 1368.
Zur Herstellung dieser Banknoten wurde die innere Schicht der Rinde des Maulbeerbaumes verwendet. Diese wurde zerstoßen, zu Brei zermahlen und mit Hilfe von Bambussieben in Handarbeit zu Geldbögen verarbeitet. Dieses Papier war dick und grobflächig. Es war widerstandsfähig wenn es gefaltet oder stark abgenützt wurde.
© Foto und Text: Geldgeschichtlicher Verein Niederrhein e.V. – Norbert Müller